Auf der „MS Seestern“ bildet sie mit den Inhabern Ewald und Michael Giess ein eingespieltes Team: Schiff vertäuen, Einstiegsrampe raus, Fahrgäste begrüßen, Fahrräder verstauen, ablegen, steuern, kassieren, Getränke verkaufen, anlegen, vertäuen.
„Es ist mein Traumberuf“, sagt die zierliche, blonde Frau. Früher nach eigenen Angaben Langschläferin, freut sie sich nun auf den Sonnenaufgang bei Dienstbeginn: „Hier am See ist das einfach ein herrliches Naturschauspiel.“ Daneben genießt sie den Kontakt mit Menschen, viel frische Luft und Sonne. „Meine Mutter sagt manchmal: Im Büro hättest Du so schöne Fingerchen. Dann antworte ich: Dafür hab ich ein sonnengebräuntes Gesicht.“
Die gebürtige Hessin lernte zunächst Rettungssanitäterin, später Hotelfachfrau, war als Eventmanagerin in Konstanz tätig. In ihrer Freizeit begann sie, auf der „Seestern“ zu kellnern. „Ich hatte den Motorbootführerschein und war gern auf dem Wasser.“ Ein pensionierter Kapitän habe ihr vieles gezeigt, etwa wie das 28 Meter lange Schiff vertäut wird. „Da habe ich Feuer gefangen.“ In zwei Jahren macht sie das Schiffsführerpatent und heuert 2010 als ordentliche Kapitänin an. „Ich habe mich sozusagen hochgearbeitet.“
Ewald Giess schickt seine junge Kapitänin gerne mal vor - Charme und Diplomatie der gelernten Hotelfachfrau sind etwa bei der Betreuung schwieriger Fahrgäste gefragt. „Es gibt manchmal Streit um die Fahrräder oder den Fahrpreis, da bringt einen dann ein Lächeln weiter“, erzählt Schenk. Giess bereut es nicht, eine Frau im Steuerhaus zu haben: „Manche Passagiere wollen lieber mit Frauen schwätzen“, sagt er verschmitzt. „Besonders die jungen Männer.“ Zwar fragten manche Fahrgäste, ob seine Kapitänin denn auch richtig steuern könne: „Lassen Sie sich überraschen, sag ich denen dann.“
In die Internationale Vereinigung der Bodensee-Kapitäne wurde Schenk einstimmig aufgenommen. „Ich habe mich gefreut, dass ich eine Frau aufnehmen kann“, sagt Präsident Willi Slappnig. „Wir haben im Vorfeld mit Kollegen gesprochen, und sie meinten alle: Das ist doch toll.“ Früher sei der Berufsweg zum Kapitän über einen Maschinenberuf gelaufen, viele waren Schlosser oder Maschinisten. „Daher sind wenige Frauen dazu gekommen“, sagt Slappnig. Heute sei das nicht mehr notwendig. „Da schaut man, dass das Schiff in den Hafen kommt, da kümmert sich dann das Fachpersonal darum.“
Auch Schenk kann sich nicht so recht erklären, warum die Bodenseeschifffahrt bisher eine Männerdomäne ist. „Früher war noch Kraft nötig für das Steuerrad, aber heute sind die Steuerknüppel ja so eine Art Joystick. Da braucht es eher Gefühl als Kraft.“ Negative Reaktionen von Kollegen habe sie keine erlebt: „Schließlich nahmen sie mich einstimmig in die Kapitänsvereinigung auf.“ Eher zweifelten Fahrgäste an ihren Fahrkünsten: „Da heißt es dann schon mal: „Was - Sie fahren?” Ich kontere dann: Vorsicht, festhalten, Frau am Steuer!“
(Schwäbische Zeitung v. 10.06.12)