Die Zahl der Unfalltoten
auf dem Bodensee stieg im vergangenen Jahr auf zwölf. Bei der Zahl der
Verletzten gab es indes einen deutlichen Rückgang. Die Unfallstatistik für den
Bodensee wurde am Freitag in Friedrichshafen vorgestellt.
Unerwartete
Orkanböen, aber auch Föhnlagen im Frühjahr, die einen frühen Start der
Tourismussaison am Bodensee begünstigen, sorgen bei den Wasserschutzpolizisten
für Adrenalin-Schübe. Während im einen Fall Schiffbrüche zu retten sind,
muss im anderen mit den üblichen Folgen der Rushhour vor den großen Seglerhäfen
gerechnet werden. „Da geht es zu wie auf der Autobahn“, schilderte Christoph
Mandalka von der Wapo-Station in Friedrichshafen. Sie hat die großen Segelhäfen
in Langenargen und Kressbronn im Blick. An schönen Segeltagen gibt es nach
Beobachtungen der Wapo dort vor allem zwischen 15 und 16 Uhr starken
Schiffsverkehr.
Fünf Tote mehr als 2011
Während
es hier, trotz einer deutlichen Zunahme der Zusammenstöße im vergangenen Jahr
in den meisten Fällen bei geringen Schäden bleibt, musste die Wapo in 2012
eine traurige Entwicklung registrieren. Von sieben auf zwölf ist die Zahl der
Toten gestiegen, die bei Unfällen zu beklagen waren. Sechs Badende starben im
vergangenen Jahr. Drei Todesopfer forderten Schiffsunfälle, zwei Insassen eines
Ultraleichtflugzeugs stürzten tödlich in der Bregenzer Bucht ab und ein
Taucher starb vor Überlingen.
Von der Staatsanwaltschaft noch nicht abschließend geklärt ist der Badetod einer 66-Jährigen östlich vor der Überlinger Therme. Sie hatte sich in einem Fischernetz verfangen und war ertrunken. Gegen den Fischer wurde ermittelt. Tragisch war in diesem Fall, dass Begleiter, die am Ufer waren, nicht schwimmen konnten. Ein Arzt, der die 66-Jährige barg, war 300 Meter weit entfernt im Wasser gewesen.
Spektakulär war die Bergung des Motorschiffs „München“ vor Überlingen. Im Steuergestänge des Schiffs, das mit 180 Passagieren besetzt war, war ein Bolzen gebrochen und so fuhr die „München“ Karussell. Ein Boot der Wapo nahm das Passagierschiff in Schlepp und brachte es nach Dingelsdorf. Keinem Passagier war etwas geschehen. Es gab jedoch einigen Ärger wegen der Verspätung und verpassten Anschlüssen.
Karl-Heinz Wolfsturm, Chef der Polizeidirektion Friedrichshafen, bescheinigte den auf dem See verkehrenden Flotten ein großes Maß an Sicherheit. Der im vergangenen Jahr ermittelte Anteil von zwei Prozent an Schiffsunfällen sei im Grunde zu vernachlässigen. „Hier wird mit der notwendigen Sorgfalt und dem richtigen technischen Standard gearbeitet. Dass ist sehr beruhigend“, sagte Wolfsturm.
Er wird voraussichtlich ab Januar 2014 nicht mehr Chef der Wasserschutzpolizisten am Nordufer des Bodensees sein. Denn im Zuge der baden-württembergischen Polizeireform wird die Wasserschutzpolizei eine eigene Einheit und dem in Göppingen angesiedelten Polizeipräsidium Einsatz zugeordnet. Wobei Wolfsturm hinzufügte, dass sich der Wechsel zu Beginn des Jahres 2014 noch verzögern könnte. Unabhängig davon geht Wolfsturm davon aus, dass sich an der bisherigen, guten Zusammenarbeit der Wasserpolizeien rund um den See nichts ändern werde.
(Manfred Dieterle-Jöchle/Südkurier v. 22.02.13)