Jürgen
Herr, Bandleader der „Mississippi-Steamboat-Chickens“, ist gut gelaunt.
„Das Ambiente heute ist hervorragend. Die Leute erwarten bei dieser Witterung,
dass wir im Freien Musik machen. Wir müssen nur mal sehen, ob wir nach 22 Uhr
wegen möglicher Ruhestörung hier auch noch spielen können“, sagt er.
Gemeinsam mit seinen Musikerkollegen hat er sich auf dem Freideck im Oberdeck
der MS Überlingen platziert, um während
der Bodensee Dixie- und Oldieparty der Sparkasse Bodensee die Fahrgäste zu
unterhalten. Rund 500 gut gelaunte Passagiere sind es, die bei strahlendem
Sonnenschein an Bord des Schiffes gekommen sind, um mit dabei bei der
viereinhalbstündigen Rundreise zu sein. Zum 26. Mal heißt es: Leinen los für
die Party.
Für
Sabine Jäger aus Überlingen ist es selbstverständlich, an Bord zu sein.
„Ich war vor 25 Jahren das erste Mal dabei, und es gefällt mir immer noch
sehr gut“, sagt sie und verweist darauf, dass das Schiff jetzt noch schöner
geworden sei. „Auf der MS Schwaben
war es schon schön, aber jetzt ist es noch besser“, empfindet sie. Neben ihr
steht der Schweizer Alexander Förster, der seit zwölf Jahren extra aus
Schaffhausen anreist. Er bläst ins gleiche Horn. „Das neue Schiff find ich
wirklich wunderschön“, sagt er. „Außergewöhnlich“, so flicht Sabine Jäger
ein, „dass wir den Dixie heute im Freien genießen können.“ Auch die
Musiker um Jürgen Herr scheint das Ambiente zu beflügeln. Schon bevor die MS
Überlingen ablegt, stimmen die „Mississippi-Steamboat-Chickens“, die zu den
Großen der länderübergreifenden deutsch-schweizer Jazz-Szene gehören, die
ersten Töne an.
Sie spielen und spielen, fast ohne Pause und geben ihr ganzes Repertoire, das vom Traditional Jazz über New Orleans Jazz und Dixieland bis hin zu Blues und Swing reicht, zum Besten.
Ein Deck tiefer, im Hauptdeck, ist die durch die Dixie-Schiff-Veranstaltung in Überlingen populär gewordene Band „Xox“ – sprich: Gsocks – aus Herxheim bei Landau in der Pfalz wieder mit dabei. Freunde und Fans rockiger Ohrwürmer aus den 1960-er, 1970-er und 1980-er Jahren kommen bei ihnen bestens auf ihre Kosten. Mit bekannten Titeln der Rockgeschichte wie etwa von Joe Cocker, Deep Purple, den Beatles oder den Rolling Stones sind sie Garant dafür, dass Tänzer mit vorrückender Zeit zunehmend auf die Bühne treten.
Die, die es lieber etwas ruhiger angehen wollen, haben auf dem Sonnendeck Platz genommen. Für Bewunderung sorgt der Teufelstisch, der aufgrund des hohen Wasserstandes nah angefahren werden kann. Eine Stunde später begeistert das Ambiente des Konstanzer Hafens; jetzt lässt sich der Sonnenuntergang genießen. Als die Nacht hereinbricht, haben die „Mississippis“ denn doch ihren Standort gewechselt, spielen jetzt im Saal des Oberdecks, während im Hauptdeck Keyboarder Roland die Partystimmung immer mehr anheizt. Schnell sind die viereinhalb Stunden vorbei, die letzten Töne erklingen, als die „MS Überlingen“ wieder in Überlingen anlegt. „Wir sind im nächsten Jahr wieder mit dabei, ich hoffe, ihr alle auch“, ruft Sänger Udo. Mit Sicherheit.
(Holger Kleinstück/Südkurier v. 18.06.12)