Friedensschiff: Christen wollen Zeichen gegen Waffen und Krieg setzen
Das ökumenische Schiff legt am Samstag, 28. Juni, in Friedrichshafen ab. Zuvor wird es eine
Kundgebung und eine Demonstration vor Rolls Royce Power Systems geben.
Unter dem Motto „Frieden schaffen statt Waffen“ nimmt am Samstag, 28. Juni, das ökumenische
Friedensschiff in Friedrichshafen Fahrt auf. „Am 100. Jahrestag des Attentats in Sarajevo wollen wir mit dem Friedensschiff auf dem Bodensee
ein deutliches, christliches Zeichen setzen“, kündigt Susanne Hellstern von Pax Christi an. Demonstriert werde damit gegen
Rüstungsproduktion und Rüstungsexporte vom Bodensee. Gedenken wollen die rund 230 Teilnehmer aus Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg und
der Schweiz mit dem biblischen Wort „Schwerter zu Pflugscharen“ im Gottesdienst auch den Millionen getöteter Menschen der beiden Weltkriege.
Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. „Die Rüstungsindustrie hat daran einen großen Anteil“,
berichtet Paul Russmann, Geschäftsführer der ökumenischen Aktion „Ohne Rüstung Leben“ und Sprecher der „Aktion Aufschrei – Stoppt den
Waffenhandel“. Insgesamt habe die Bundesregierung im Jahr 2013 Rüstungsexportgenehmigungen im Wert von gut 8 Milliarden Euro erteilt. Große
Sorge bereite, dass rund ein Drittel der Rüstungsexporte in Drittstaaten außerhalb der Nato gingen. Dazu gehörten Länder wie Saudi-Arabien,
Lybien, Russland, Qatar und Pakistan.
„Unser Ziel ist es, den Opfern der Kriege in diesen Ländern eine Stimme zu geben“, erläutert Russmann. Ihm sei
bewusst, dass in der „schönen Bodenseeregion“ rund 7000 Arbeitsplätze zur Rüstungsindustrie gezählt werden. „Aber Arbeitsplätze dürfen kein
ausschlaggebendes Argument sein“, sagt Russmann. Betriebsseelsorger Werner Langenbacher differenziert zwischen Arbeitnehmern und Management
in der Rüstungsindustrie am Bodensee: „Teilweise ist die Situation für die Arbeitnehmer ethisch ein echter Spagat.“ Da die Region aktuell
sehr gut dastehe, sei es an der Zeit, über eine Konversion von Rüstungsprodukten hin zu anderen Produkten nachzudenken. „Man sollte die
Arbeitnehmer nicht verurteilen, sondern die Chance nutzen, eine neue Perspektive zu erarbeiten“, wünscht sich Seelsorger Langenbacher.
Als Mitglied der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ beteiligt sich auch der Diözesanrat
Rottenburg-Stuttgart am ökumenischen Friedensschiff. „Im Sinne von Papst Franziskus treten wir für einen zivilen Friedensprozess ein“, sagt
Diözesanrat Harald Hellstern. Insbesondere Entwicklungsländer würden durch den weltweiten Rüstungshandel in eine Schuldenspirale getrieben.
„Als Christen sehen wir uns dem Frieden, der Solidarität und der Gerechtigkeit unter den Völkern verpflichtet“, meint Diözesanrat Hellstern.
Die Fahrt mit dem ökumenischen Friedensschiff, das von evangelischen und katholischen Einrichtungen, Verbänden und Bildungswerken der
Landeskirchen und Diözesen aus Baden-Württemberg, Bayern und Vorarlberg unterstützt wird, ist bereits ausgebucht. Interessierte Bürger sind
zur Kundgebung am kommenden Samstag, 28. Juni, ab 11.30 Uhr auf dem Buchhornplatz und zur anschließenden Demonstration herzlich eingeladen.
Das Friedensschiff
Die Kundgebung und Demonstration „Frieden schaffen statt Waffen – auch am Bodensee“ findet am Samstag, 28. Juni, auf
dem Buchhornplatz in Friedrichshafen statt.
11.25 Uhr: Kundgebung mit Paul Russmann (Ohne Rüstung leben, Sprecher der Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel)
und Susanne Hellstern (Pax Christi), Grußwort von Oberkirchenrätin Karen Hinrichs von der Badischen Landeskirche.
12.15 Uhr: Demonstration durch die Innenstadt zu Rolls Royce Power Systems, Impulse von Werner Langenbacher,
katholischer Betriebsseelsorger, und Johannes Warmbrunn, Sprecher des Diözesanrates der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
14 Uhr: Verabschiedung der Teilnehmer des Ökumenischen Friedensschiffes im Hafen
(Claudia Wörner/Südkurier v. 20.06.14)